Wer singt, betet doppelt
Der Kirchenchor St. Pelagius Rottweil-Altstadt besteht zur Zeit aus 38 Mitgliedern (26 Frauen und 12 Männer). Er wirkt bei der Gestaltung der Gottesdienste bei besonderen Anlässen und Hochfesten mit (ca. 16 Termine). Neben den vielen kirchenmusikalischen, aber auch weltlichen Auftritten bildet das jährliche Patrozinium mit der Aufführung einer Orchestermesse für Chorleiter und Chor eine besondere Herausforderung.
Das Repertoire des Chores besteht aus Werken von der Renaissance bis zum Neuen Geistlichen Lied. Auch das weltliche Liedgut wird regelmäßig zum Abschluss der Chorproben mit dem Geburtstags-Wunschlied der Sängerinnen und Sänger gepflegt. Außerdem gehören ein jährlicher Ausflug, die Cäcilienfeier, das „Brötlefest“ nach Weihnachten und die Kirchenchorfasnet zum Jahresprogramm.
Interessanterweise hatte der Chor noch nie ausgeprägte Vereinsstrukturen. Immer wieder sind es die Chorleiter und vor allem auch motivierte Mitglieder des Chores, die sich ständig neu engagieren und sich für die Musica Sacra einsetzen.
Kommen Sie doch einfach einmal in die Singstunde. Sie sind jederzeit herzlich willkommen. Die Proben sind jede Woche am Mittwoch, 20.00 Uhr, im Katholischen Gemeindehaus in der Altstadt.
Historie
1803 wurden der Gemeinde Altstadt wegen deren Kirchsängern und Laternenträgern am Coporis Christfest sechs Batzen bezahlt. Lehrer war zu dieser Zeit Martin Hofer. Josef Bühler wurde 1814 Lehrer in der Altstadt. Von ihm liegt ein Quittungsbeleg mit folgendem Wortlaut vor:
„Von Wohllöblicher Heiligenpfleg für den erteilten Singunterricht den Kirchsängern, die allergnädigst angewiesenen zwölf Kreuzer richtig empfangen zu haben. Rottweil-Altstadt, den 23. April 1819 – Schulleiter Bühler.“ Diese Quittung wurde als Gründungsbeleg des Chores festgelegt. Der Chor bestand damals aus zwölf Sängerinnen und Sängern.
Im Jahre 1845 beklagte sich Lehrer Joseph Müller, seit 1843 Organist, dass ihm zwölf Gulden abgenommen wurden. 1865 bittet Lehrer Anton Schneider, seit 1864 ehrenamtlicher Organist, um eine Belohnung. 1874 werden seine Bemühungen um einen guten Kirchengesang und Chor besonders erwähnt. Der Kirchenchor muss nicht immer schön gesungen haben, glaubt Klaus Bauer, denn 1882 wird die Besoldung „je nach Qualität des Singens, falls keine schlechten Leistungen“ festgelegt. Oberlehrer Erhart wurde 1883 Chorleiter und ein Jahr später wird er von Schulleiter Nastold abgelöst. Unter seiner Leitung wurden an Festtagen leichter lateinischer Choral und polyphone Messen gesungen. Nach ihm leitete Lehrer Mattes von 1889 bis 1902 den Chor. Danach übernahm Lehrer Ignaz Sorg am 1. April 1902 die Verantwortung.
Im Jahre 1905 zog Lehrer Josef Butz in die Altstadt. Ab 1. Mai 1905 wurden Chorleiter- und Organistendienst getrennt. Lehrer Sorg blieb Organist und Josef Butz wurde Chorleiter. Diese beiden Männer arbeiteten bis zum 30. September 1920 zusammen. Das Reportoire des Chores bestand überwiegend aus Werken im Stil des Cäcilianismus. Lehrer Butz komponierte viele geistliche und weltliche Lieder, die vom Chor gesungen wurden. Er schrieb auch mehrere Chorsätze alter Meister ab und hektographierte sie, auf seine Kosten.
Ab 1. Dezember 1920 wurde Oberlehrer Stumpp Organist und Hauptlehrer Kaspar Baumgärtner spielte 30 Werktagsgottesdienste unentgeltlich, „wenn ihm ein Schlüssel zur Orgel ausgefolgt wurde.“ Mit Wirkung vom 1. Juli 1921 legte Oberlehrer Josef Butz aus Gesundheitsgründen die Chordirektion nieder. Kaspar Baumgärtner erklärte sich bereit, vorläufig beide Dienste zu übernehmen. Trotz der Versetzung in den Ruhestand am 1. April 1924 blieb Oberlehrer Butz noch im kirchenmusikalischen Dienst, bis am 1. September 1925 Oberlehrer Karl Müller, von Wolfegg kommend, in Schule und Kirche sein Nachfolger wurde. Auch in der schwierigen Zeit des Dritten Reiches hielt er an seinem Amt fest.
Ab 1. Oktober 1948 übernahm Oberlehrer Richard Weber den Chor. Die Orgel wurde von ihm oder seinem Sohn Wilfried gespielt. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die Primiz seines ältesten Sohnes Hermann, bei der die Muttergottesmesse von Ernst Tittel aufgeführt wurde. Der Chornachwuchs lag ihm sehr am Herzen. Aus Schülern der Oberklassen der Römerschule bildete er einen Kinderchor, mit dem er viele Trauer- und Weihnachtsgottesdienste gestaltete. Sein Wirken ist noch heute im Chor zu spüren, glaubt Chorleiter Klaus Bauer. Im Mai 1959 beendete er seine Tätigkeit, nachdem er nach Tuttlingen versetzt wurde.
Zum 1. Oktober 1959 kam Hauptlehrer Helmut Stehle aus Gosheim an die Römerschule und übernahm gleichzeitig die Ämter des Chorleiters und Organisten. Sein erster großer Einsatz war die Orgelweihe am 22. November des gleichen Jahres. Bis 1977 wirkte Oberlehrer Stehle in der Altstädter Kirche und musste dann diese Tätigkeit krankheitshalber aufgeben. Unter seiner Leitung gestaltete der Chor zusammen mit dem „Liederkranz“ Oberndorf, den er ebenfalls dirigierte, zwei Konzerte in der Katholischen Pfarrkirche in Oberndorf und eines in Saarburg in Lothringen.“
Klaus Bauer übernahm die Arbeit als Leiter des Kirchenchores und Organist von Helmut Stehle.