Geschichte unserer Kirche
Zunächst soll ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit die Entwicklung des kirchlichen Lebens in der Gemeinde aufzeigen, dass unter der sich über drei Jahrhunderte hinschleppenden Realisierung einer eigenen Pfarrstelle sehr stark zu leiden hatte.
Wilflingen war im Mittelalter „Filiale“ der Pfarrkirche St. Pelagius in Rottweil – Altstadt. Über das kirchliche Leben, das sich aufgrund dieses Abhängigkeitsverhältnisses nur schwer entfalten konnte, wissen wir wenig. Für die Wilflinger war es jedoch beschwerlich, bei Wind und Wetter den etwa zweistündigen Weg zum Gottesdienst nach Rottweil-Altstadt zu gehen. Taufen, Trauungen und Aussegnungen fanden dort statt. Auch wurden die Verstorbenen auf dem dortigen Friedhof beerdigt.
Die Wilflinger hatten damals am Standort der heutigen Pfarrkirche eine kleine Kapelle. Erstmals erwähnt wurde sie 1405, vor über 600 Jahren. In der Hoffnung, dass die Pfarrer von St. Pelagius bereit wären, auch in Wilflingen Messen zu halten, errichteten Sie in dieser Kapelle – in den Aufzeichnungen inzwischen zum Kirchlein avanciert – 1472 einen Altar. Doch ihre Hoffnung wurde enttäuscht, die Pfarrer ließen sich davon nicht beeindrucken und kamen nur äußerst selten nach Wilflingen. Weiterhin mussten die Gläubigen den beschwerlichen Weg nach Rottweil-Altstadt auf sich nehmen, um eine Messe zu besuchen. In der ehemaligen Kapelle hing bereits das bis auf den heutigen Tag erhaltene spätmittelalterliche Glöcklein aus der Zeit von 1311 – 1318, bekannt als „Wetterglöckle“, das heute noch im Glockenturm über einen Seilzug geläutet werden kann. Heinrich der Glogner hat es in seiner Gießhütte in Rottweil gegossen. Es ist das älteste Kulturgut in Wilflingen.
Nach langer Zeit selbständig, aber zunächst keine Vorteile
1545 konnte sich Wilflingen Wilflingen von St. Pelagius loslösen und einen eigene Pfarrei errichten. Da jedoch der Ort keine großen Reichtümer besaß und demzufolge einem Pfarrer keine adäquate Bezahlung bieten konnte, war kein Seelsorger bereit, sich in dieser Pfarrei niederzulassen, sodass es den Wilflingern nach der Loslösung von St. Pelagius nicht besser, sondern in seelsorglicher Hinsicht zeitweise schlechter ging.
1576 wurde um das spätgotische Kirchlein der Friedhof angelegt. 1590 wurde es mit einer neuen „es“-Glocke von Ernst Lindau ausgestattet.
Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Jahr 1607 begegnen wir in Wilflingen einem leibhaftigen Pfarrer. Dieser Zustand war aber nicht von Dauer. Vermutlich hat es bald nach 1640 jahrzehntelang keinen Seelsorger mehr gegeben. Wilflingen wurde in diesen Jahren durch Nachbarpfarrer von Gosheim, Wellendingen, Frittlingen und Schörzingen pastorisiert.
In der Zeit von 1656 -1659 sind Rechnungen für den „Turm“ angefallen. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Turm mit eigenem Fundament, sondern lediglich um ein auf dem Dachfirst aufsitzendes hölzernes Türmchen, einem sogenannten Dachreiter, der als Glockenstuhl diente.
Endlich einen eigenen Pfarrer auf Dauer
Von 1706 an, 150 Jahre nach der Loslösung von St. Pelagius, kann der Ort auf eine kontinuierliche Reihe von Pfarrern zurückblicken. Seit diesem Jahr sich auch ununterbrochen Kirchenbücher erhalten, in denen Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle festgehalten sind.
Die dauerhafte Besetzung der Pfarrstelle wirkte sich auch auf gesteigerte Aktivitäten aus. So ist im Jahre 1747 erstmals von einer großen Reparatur, respektive Anbau an die Kirche, die Rede, während sonst über fast zwei Jahrhunderte von 1667 – 1844 lediglich Reparaturarbeiten erwähnt werden.
Als Wilflingen im Jahre 1821 der Erzdiözese Freiburg zugeordnet wurde, heißt es von der Kirche in einer Bestandsaufnahme, sie sei gegenwärtig in sehr gutem Zustand, trafen doch die Inspektoren das ehrwürdige Kirchlein gerade in neuem Glanz und mit einer im Jahr zuvor neu angeschafften Orgel an. Die Kirche samt dem Friedhof daneben war von einer 8 m hohen Mauer mit einem eisernen Eingangstor umgeben, sodass sie den Eindruck einer mittelalterlichen Wehrkirche erweckte. 1842 wurde diese Mauer abgerissen und die Steine zum Bau des Gemeindebackhauses verwendet. Im gleichen Zug wurde der Friedhof in den „Berg“ verlegt.
Diese Maßnahmen standen in Zusammenhang mit Plänen für eine Vergrößerung der Kirche. Jedoch konnte dieses Bauvorhaben aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht realisiert werden.
Das Kirchlein wird zum Schmuckstück des Dorfes
Erst nach dem preußischen Sieg über Österreich 1866 wurde das Thema Kirchenbau erneut auf die Tagesordnung gesetzt, denn die Einwohnerzahl nahm zu und das Kirchlein war mittlerweile viel zu klein. Doch die Hoffnung der Wilflinger, als treue preußische Untertanen von seiner Majestät König Wilhelm eine finanzielle Unterstützung zu erhalten, zerschlug sich. Nachdem trotzdem am 28. Juli 1867 der Grundstein gelegt wurde, konnte der neu erstellte Vorbau bereits am 22. März 1868 eingeweiht werden.
Die zügigen Bauarbeiten führten jedoch zu gewissen Baumängeln, die 1883 größere Sanierungsmaßnahmen notwendig machten. Jedoch präsentierte sich und die erweiterte Pfarrkirche mit ihrem Zwiebeltürmchen für die damalige Zeit als durchaus stilvolles, modernes Gotteshaus und Schmuckstück des Dorfes.
Dieses damalige Schmuckstück hielt bis ins Jahr 1956, in die Mitte des 20. Jahrhunderts den Anforderungen stand.
Lediglich im Jahre 1910 wurden unter Pfarrer Dimmler der Kircheninnenraum vollständig renoviert und 10 farbige Fenster eingesetzt, die – der neuesten Stilrichtung folgend – als etwas Einzigartiges, wie man es bisher in unserer Gegend nicht zu sehen bekam, von Einheimischen und Fremden gleichermaßen bewundert wurden. Die Gesamtkosten für die Renovation beliefen sich auf 5000 DM. Die Gemeinde würdigte ihren langjährigen Seelsorger mit der Namensgebung für eine Straße im Ort, die jetzt „Emil-Dimmler-Straße“ heißt.
Noch im Herbst desselben Jahres weihte Erzbischof Thomes Nörber das in neuem Glanz erstrahlte Kirchlein ein. 50 Jahre sollten nun vergehen, bis wieder ein Erzbischof unser Dorf besuchte, um einen neue Kirche einzuweihen.
1927 wurde die marode Orgel, die kurz nach ihrer Inbetriebnahme in immer kürzeren Zeitabständen mannigfaltigen Reparaturen unterzogen werden muss, durch ein neues Werk ersetzt.
Der Tabernakel –
ein Geschenk des Fürsten
Der Tabernakel ist ein Geschenk des Fürsten Friedrich von Hohenzollern. Er wurde im Fürstlich Hohenzollerischen Hüttenwerk Laucherthal hergestellt. Die Reliefplatte mit dem Thema „Anbetung der hl. Drei Könige“ hat der Bildhauer Oskar Steidle gestaltet. Die Lieferung erfolgt im April 1961.