Unser Patron
Unsere Kirche ist dem Hl. Pelagius geweiht, wir feiern das Patrozinium am ersten September-Wochenende. Pelagius fand unter Kaiser Numerianus (282-284) den Märtyrertod. Der Legende nach ist uns bekannt:
Die Heimat des hl. Pelagius war Aemona in Istrien. Sein Vater Pelagius und seine Mutter Hilaria stammten beide aus den vornehmsten Familien der Provinz Pannonien. Sie waren ebenso durch Adel ihrer Haltung wie durch den der Abstammung berühmt.
Um Pelagius, entsprechend den Erwartungen an eine so bedeutende Familie, eine hervorragende Erziehung zuteilwerden zu lassen, vertrauten sie ihren Sohn dem Priester Uranius an, der durch seine fromme Lebensweise bekannt war. Unter seiner Leitung machte Pelagius solche Fortschritte in der sittlichen Vervollkommnung, dass er nach dem Tode seiner Eltern nicht nur sein Vermögen gering achtete, sondern auch beschloss, die Heimat zu verlassen und in die Fremde zu gehen.
Er reiste unter Begleitung oder Führung des Uranius nach Adrianopel, das spätere Konstanza (am Schwarzen Meer). Dort wagte er eine Tat, die zwar seiner menschlichen Größe entsprach, aber für sein Alter ungewöhnlich war: Er klagte den römischen Statthalter Eulasius zuerst der Gewaltherrschaft gegen die Christen an und machte ihm deswegen heftige Vorwürfe; darauf schützte er den Glauben sehr tapfer. Deshalb wurde er von dem Gewaltherrscher gefangengenommen und nach grausamen Folterungen durch das Beil hingerichtet. Dies geschah im Jahre 284 des Heils.
Papst Johannes IV (640-642) soll Reliquien vieler Heiligen nach Rom überführt haben. Pelagius war also einer der zahlreichen reichsrömischen Märtyrer des dritten Jahrhunderts. Der hl. Pelagius ist seit dem Jahr 900 Mitpatron der Bischofskirche in Konstanz, dem Bischofssitz für das Land der Alemannen und auch Stadtpatron von Konstanz. Zwischen 990 und 1245 wurde die Beilegung des hl. Pelagius in Altären der verschiedenen Kirchen im Bistum Konstanz erwähnt. Pelagius kam von Konstanz nach Rottweil-Altstadt. Die Reliquie des hl. Pelagius ist seit dem 11.Jahrhundert in der Altstadt. Dies bezeugt die am 7. Juli 1680 erneuerte Urkunde von 1412.
1608 erbat Weihbischof Jakob Margel vom Rat der Stadt Rottweil einen Teil der Reliquie für die Basilika in Konstanz (Ratsprotokoll der Stadt Rottweil vom 19.Sept. 1608), nachdem in Folge der Reformation der Bischofskirche ihre Reliquie abhanden gekommen war. Der hl. Pelagius wird mit einer Siegespalme der Märtyrer in der Hand dargestellt.
Unsere Kirche
Die dem hl. Pelagius geweihte Kirche ist die älteste Kirche in Rottweil und eine der frühesten romanischen Basilika-Anlagen unseres Landes aus der Zeit um 1050-1080. Eine Urkirche, so wurde vermutet und durch neuere archäologische Ausgrabungen erhärtet, ist im 7. Jahrhundert auf den Ruinen des einstigen römischen Bades von Arae Flaviae erbaut. Sicher gehört die Pfarrei zu den ältesten christlichen Gemeinden der Diözese Rottenburg-Stuttgart. In Urkunden wird die St. Pelagiuskirche in der Altstadt zum ersten Mal am 6. Juli 1264 genannt.
Im 11. Jahrhundert wurde eine dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika mit drei Apsiden und zwei Osttürmen errichtet. Das Mittelschiff und die beiden Seitenschiffe schlossen mit Apsiden. Das hohe und verhältnismäßig breite Mittelschiff wurde durch sechs auf Pfeilern ruhenden Rundbögen von den Seitenschiffen getrennt.
Fünf alte Pfeilerpaare sind heute noch vorhanden. Im Bereich des nördlichen hinteren Seitenschiffes wurde ein Teil des steinsichtigen Mauerwerkes als „Fenster in die Vergangenheit“ freigelegt und belassen.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die beiden Osttürme durch Belagerung und Brand zerstört. Von der Apsis des Mittelschiffes blieb nur noch die Umfassungsmauer, etwa 2 m hoch, stehen.
Die zerstörten Türme wurden nicht wieder aufgebaut. Dafür errichtete die Stadt Rottweil im 16. Jahrhundert an der Südwestecke einen vierstöckigen Eckturm.
Der große Um- und Erweiterungsbau der St. Pelagiuskirche geschah im Jahre 1898-99 unter Architekt Josef Cades. Er verbreiterte die Seitenschiffe, erhöhte die Schiffswände und erweiterte die Fenster. Das Langhaus wurde um zwei Arkaden und um das Querhaus ver-
längert, dem Seitenschiff der Chorraum und zwei seitliche Sakristeien vorgelagert. 1927 malte der Kunstmaler August Blepp die Kirche aus. 1950 wurde das Chorbild von Blepp ersetzt durch ein Bild des Rottweiler Künstlers Franz Friedrich. Auch kam in dieser Zeit ein neuer Hochaltar in die Kirche.
1963 wurde die Kirche renoviert. In mühevoller Kleinarbeit wurden an einigen Stellen die Pfeiler, die Arkadenbögen und das Mauerwerk, die Kämpfer und Gurtgesimse freigelegt. Das schwierige Problem der baugeschichtliche Verbindung zwischen der „alten“ und der „neuen“ Kirche wurde gelöst. Anlass der Innenrenovation 1981 bis 1983 war die 900-Jahrfeier der St. Pelagiuskirche.