Das „Wilflinger Credo“ –
ein Meisterwerk der Kunst
Domkapitular Aschenbrenner hatte aus Sparsamkeitsgründen leicht getönte, einfache Glasfenster befohlen. Doch Pfarrer Mors war klar, dass der nüchterne Innenraum der Kirche durch moderne bzw. spannende Momente aufgewertet werden musste. Dies glaubte er, in der Gestaltung der Fenster verwirklichen zu können.
Aufgrund dieser Überzeugung ließ er sich in seiner geradlinigen Art weder beirren noch von dem Verbot aus Freiburg beeindrucken und entschied sich für eine bildnerische Darstellung im herkömmlichen Sinne der Glasmalerei. Als Künstler gewann er den Glasmaler Kunstprofessor Albert Birkle aus Salzburg, der als einziger europäischer Künstler Fenster für die Kathedrale in Washington geschaffen hat. In den neun Fenstern sollten die zwölf Artikel des Glaubensbekenntnisses zum Ausdruck kommen.
Farben der Hoffnung und der Freude
Birkle liebte die blaue Farbe, insbesondere violett. Pfarrer Mors wollte aber nach all dem Leid und den Zerstörungen des Krieges mehr die Farben der Hoffnung und der Freude, rot, gelb und grün. So gab es viele Diskussionen und harte Auseinandersetzungen. Als Resultat stand am Schluss der Glanzpunkt der Wilflinger Kirche, das „Wilflinger Credo“, ein Zyklus von neun modernen Kirchenfenstern, auf denen die zwölf Artikel des Glaubensbekenntnisses mit den gestalterischen Mitteln von Licht und Farbe modern umgesetzt wurden. Die Fensterreihe beginnt vorne rechts mit der Schöpfung und dem Sündenfall und endet links vorne mit der Auferstehung.
Ohne Zweifel sind die Fenster der künstlerische Höhepunkt der Kirche und brachten sie zu Rang und Namen über die Grenzen Deutschlands hinaus.
„Dynamisches Lichtgemälde von einzigartiger Schönheit“
Die beste Würdigung dieser künstlerischen Arbeit kommt aus dem Munde von Egon Rieble, dem bekannten Kunsthistoriker und Kulturreferenten des Landkreises Rottweil, wenn er sagt: „Hier handelt es sich um ein dynamisches Lichtgemälde von einzigartiger Schönheit“.
Der Name „Wilflinger Credo“ leitet sich ab von der lateinischen Übersetzung für die Einleitung unseres Glaubensbekenntnisses „Ich glaube…“
Das Erschaffungsfenster
Es ist das eindrucksvollste der neun Fenster. Die Erschaffung wird als Lichtwerdung sichtbar gemacht in einer grünen Oase des Lebens, in der Farbgestalten von fast unwirklicher Schönheit erstrahlen. Dieses vollkommene Idyll aber stößt hart an seinen Gegenpol, den Fall des Menschen.
Das Weihnachtsfenster
Die Darstellung gliedert sich in „Verkündigung“ durch den Verkündigungsengel und „Geburt“. In die Mitte der Weihnachtsdarstellung und in den Blick aller Gestalten hat der Künstler das Kind gerückt. Das Gegengewicht mit den drei Gruppen: Hirten, Herde, Könige wird durch eine einzige Gestalt geschaffen: Maria.
Das Passionsfenster
Das Einmalige an diesem Fenster ist, dass es dem Künstler gelungen ist, in einem einzigen Werk einen ganzen Kreuzweg darzustellen, wie er sonst in 14 Stationen aufgeteilt ist. Ausgangspunkt und Basis ist die Ölbergszene. Über den Kreuzweg erlangt die Darstellung ihre äußerste Steigerung in der „Kreuzigung“.